Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Bodenschutz
Niederösterreich ist das flächenmäßig größte Bundesland mit meist ebener oder hügeliger Topographie. Fruchtbare Böden und günstige klimatische Bedingungen sind die Voraussetzungen für die ackerbauliche Produktion.
Mit einem Anteil von rund 50% aller Ackerflächen in Österreich nimmt Niederösterreich eine wesentliche Stellung bei der Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten ein.
In Niederösterreich wurden bei der Agrarstrukturerhebung 2020 insgesamt 37.453 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (24,1 % aller Österreichischen Betriebe, Quelle: Statistik Austria, Agrarstrukturerhebungen Land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Niederösterreich und Österreichs) gezählt. Die Zahl der Betriebe nahm gegenüber der letzten Vollerhebung im Jahr 2010 um 4.117 oder 10 % ab, die durchschnittliche Betriebsgröße ist steigend. Die niederösterreichischen landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften eine Gesamtfläche von ca. 1,64 Mio. ha. Der größte Teil davon, nämlich 704.000 ha, entfiel auf Forstflächen, gefolgt von Ackerland und Dauergrünland.
Die Agrarstrukturerhebung 2020 weist für Niederösterreich 6.076 Betriebe aus, bei denen mindestens ein Teilbetrieb ein Biobetrieb ist. Das sind 21,2 % der Niederösterreichischen Betriebe (ohne Betriebe mit nur forstwirtschaftlichen Flächen). Diese Betriebe bewirtschaften knapp 220.000 ha landwirtschaftliche Fläche. Damit entfällt fast ein Drittel (32,5 %) der österreichischen Biofläche auf Niederösterreich.
Hohe Temperaturen und Trockenheit sowie Starkregenereignisse und Hagel führten in den vergangenen Jahren zu massiven Schäden in der niederösterreichischen Land- und Forstwirtschaft. Auch der niederösterreichische Ackerbau war in vielen Regionen von diesen Entwicklungen stark betroffen. Die steigenden Temperaturen sowie die längeren und häufigeren Trockenperioden setzen das Grünland zunehmend unter Druck, dem u.a. durch den Anbau von trockenheitsresistenten Gräserarten begegnet werden könnte.
Geschwächte Böden können diesen Belastungen weniger entgegensetzen als Böden mit ausreichend hohem Humusgehalt, guter Krümelstruktur und gutem Luft-Wasserverhältnis. Eine Bewirtschaftung mit vielfältigen Fruchtfolgen und möglichst ganzjährigen Begrünungen wird daher immer wichtiger. Bodenschutzanlagen (Windschutz- und Mehrnutzenhecken) sind von zunehmender Bedeutung und dienen dem Schutz gegen Bodenabtrag, verbessern das Kleinklima, speichern Wasser, erhöhen die Artenvielfalt und bereichern das Landschaftsbild.
Ausreichend verfügbares Grundwasser spielt eine bedeutende Rolle für eine produktive Land- und Forstwirtschaft, dessen Dargebot in den 11 Regionen Niederösterreichs durchaus variieren kann.
Zudem gehen stetig fruchtbare Böden für die Land- und Forstwirtschaft durch Flächeninanspruchnahme und Versiegelung verloren. Daten zum Flächenverbrauch, zur Versieglung und zu den Baulandreserven in Niederösterreich finden Sie auf www.umweltbericht.at, Rubrik „Daten“.
Auch Veränderungen im Konsumverhalten bringen Verschiebungen wie zB. Zuwächse bei Rohstoffen für die Energieproduktion und stetig wachsende Absatzzahlen für biologische, regionale Produkte.
Details zur Lage der Land- und Forstwirtschaft finden sich im Grünen Bericht des Landes Niederösterreich.
Es gibt kaum einen Bereich, der so wesentlich und tiefgreifend vom Klimawandel und den daraus folgenden Anpassungsstrategien betroffen ist wie die Land- und Forstwirtschaft.
Gesamtbetrachtung Land- und Forstwirtschaft in Niederösterreich
Bei Betrachtung der Land- und Forstwirtschaft aus dem Blick der SDG- Indikatoren zeigt sich folgendes Bild (IIÖ, St.Pölten, 2024):
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Bodenschutz Diagramm
Quelle: © IIÖ, St.Pölten, 2024
Rahmenbedingungen und Systemausstattung
Die Rahmenbedingungen für die Land- und Forstwirtschaft in Niederösterreich werden durch verschiedene Faktoren, wie z.B. den Anteil an Ackerland, bestimmt. Die Analyse zeigt, dass Niederösterreich insgesamt günstige Voraussetzungen bietet, die im Einklang mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung stehen. Die Ausgangslage für die landwirtschaftliche Produktion ist in vielen Bereichen gut bis ideal. Daher liegt auch der Anteil der Ackerflächen in Niederösterreich deutlich über dem Anteil von Gesamtösterreich. Dies bietet eine solide Basis für landwirtschaftliche Aktivitäten und zeigt die Bedeutung dieses Sektors für die Region. Umgekehrt liegt trotz einiger sehr stark bewaldeter Bezirke insgesamt der Waldanteil etwas unter dem Durchschnitt von Österreich. Das Klima ist weitgehend mild – wenn auch Hitze- und Trockenperioden aufgrund der Klimaerwärmung zunehmen. Das Gelände ist im Durchschnitt relativ eben bis hügelig. In manchen Gebieten sind Erosion und der Verlust fruchtbaren Bodens massiv, sodass Handlungsbedarf gegeben ist.
Insgesamt ergibt sich bei den Rahmenbedingungen damit eine Lage von Niederösterreich klar über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.
Indikatoren
+ Anteil Ackerland an Gesamtfläche
+ Anteil Grünlandbrache
+ Anteil Landwirtschaftlich genutzter Fläche
– Waldfläche als Anteil an der gesamten Landfläche
Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Maßnahmen
In Bezug auf das Nutzungsverhalten und die Aktivitäten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft zeigt sich in Niederösterreich ein gemischtes Bild. Der Anteil an Bio-Flächen im Verhältnis zur gesamten landwirtschaftlichen Fläche ist in Niederösterreich geringer als im Bundesschnitt (siehe Abbildung). Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass Niederösterreich eine bedeutende Anzahl von Biobetrieben aufweist, die über dem österreichischen Durchschnitt liegt. Insgesamt beträgt der Anteil der Biobetriebe in Niederösterreich 21,2 % aller Betriebe. Im Bereich der biologischen Landwirtschaft steht Niederösterreich also vergleichsweise solide da, hat aber Raum für Verbesserungen (zum Beispiel hat Salzburg einen Anteil an Bio-Betrieben von über 50 %).
Der Trend zeigt in die richtige Richtung: Der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen, die sich in Umstellung auf biologische Bewirtschaftung befinden, liegt deutlich über dem Durchschnitt im Vergleich zum restlichen Österreich. Allerdings gibt es auch Bereiche, in denen Niederösterreich hinterherhinkt. Der Anteil der extensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen liegt in Niederösterreich deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt. Dies weist auf eine vorwiegend intensive Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen hin, was im Gegensatz zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung (SDG) steht. Hier sind Maßnahmen erforderlich, da SDG-Ziel 2 die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft vorsieht.
Dies führt beim Nutzungsverhalten von Niederösterreich insgesamt zu einem Wert knapp unter dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.
Bio Flächen und Betriebe nach Bundesländern.
Quelle: © Landwirtschaftskammer NÖ, Grüner Bericht
Indikatoren
+ Anteil landwirtschaftlich genutzter Fläche in Umstellung auf biologische Bewirtschaftung
+ Anteil Biobetriebe
– Anteil biologisch bewirtschaftete Fläche an gesamter LW-Fläche (ohne Almen)
– Anteil extensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen (Acker und Grünland)
Systemqualität
Die Systemqualität der Land- und Forstwirtschaft in Niederösterreich ist insgesamt positiv, jedoch gibt es auch hier Verbesserungspotenzial. Zur Beschreibung der Situation in Niederösterreich wird der Zustand der Wälder und Böden verwendet. Der Zustand der Wälder, insbesondere hinsichtlich des Schadholzanfalls und der Schäden am stehenden Bestand, liegt sehr deutlich unter dem Durchschnitt. Im Gegensatz dazu ist die Zunahme der Waldfläche, die deutlich über dem Durchschnitt liegt und im Sinne des Klimaschutzes und Resilienz der Ökosysteme positiv zu bewerten ist.
Die Daten zum Boden basieren auf subjektiven Einschätzungen und Interpretationen der Daten von „eBod“, der Web-GIS-Applikation der digitalen Bodenkarte des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW). Es wurden vor allem Daten bezüglich der Gründigkeit, der Wasserverhältnisse und des Humusgehalts berücksichtigt. Die Bewertung hat ergeben, dass der Wert des Bodens sowie die Bodenproduktivität allgemein in Niederösterreich robust sind. Dies deutet darauf hin, dass die landwirtschaftlichen Flächen eine solide Grundlage für agrarwirtschaftliche Aktivitäten bieten, wenn nicht andere Faktoren wie Trockenheit und Dürren dies einschränken – wie zB. im Nordosten des Landes (siehe BEAT: Bodenbedarf zur Ernährungssicherung in Österreich der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH AGES 2024, https://www.ages.at/forschung/projekt-highlights/beat).
Ebenso leistet die Landwirtschaft in Niederösterreich einen überdurchschnittlichen Beitrag zur Wertschöpfung, was die Bedeutung dieses Sektors für die regionale Wirtschaft unterstreicht.
Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe sowie deren Betriebsgrößen. In Österreich ist seit 1951 ein starker Rückgang der Zahl der Betriebe zu verzeichnen, von 433.000 auf 155.000 Betriebe. Auffallend ist auch, dass die verbliebenen Betriebe eine höhere Hektarzahl bewirtschaften, gemäß dem Motto: “Wachsen oder Weichen”. Während die land- und forstwirtschaftlichen Flächen insgesamt weitgehend konstant bleiben, gibt es eine Verschiebung in der Flächennutzung: In landwirtschaftlichen Ungunstlagen nehmen die Waldflächen zu, während hochproduktive Ackerflächen zunehmend für andere Nutzungen wie Siedlungen, Gewerbegebiete und Infrastruktureinrichtungen in Anspruch genommen werden.
Aufgrund des hohen Anteils an Ackerflächen wird die Landwirtschaft in Niederösterreich besonders stark vom fortschreitenden Klimawandel betroffen sein, was negative Auswirkungen auf die Erntemengen und den Selbstversorgungsgrad in Österreich insgesamt haben könnte.
Damit ergibt sich insgesamt ein Wert für die Systemqualität im österreichischen Durchschnitt. Die großen Unterschiede zwischen SDG-konformen und gegenläufigen Zuständen weist auf weiteren Handlungsbedarf in diesem Themenbereich hin.
Indikatoren
+ Entwicklung der Waldfläche
+ Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfung
~ Wert des Bodens
~ Bodenproduktivität
– Zustand Wälder (Schadholzanfall (genutztes Holz) und Schäden am stehenden Bestand, 2015 bis 2020; in Vorratsfestmetern pro ha Waldfläche)
Handlungsansätze
- Ernährung sichern durch klimafitte und umweltschonende Bewirtschaftungsformen wie Biolandbau und regionale Produktion zwecks Stärkung der Selbstversorgung
- Klimafitte Laub- und Mischwälder etablieren durch Umbau von fichtendominierten Waldbeständen
- Mit Wasser in der Landschaft nachhaltiger umgehen, zB. Wasseraufnahme im Boden verbessern, Rückhalteräume erhalten und schaffen, effizient bewässern
- Bodenabtrag verringern, Klima verbessern, Wasser speichern durch umweltschonende Wirtschaftsweisen wie Biolandbau und regionale Produktion
- Hecken pflanzen und Biotopverbund in der Landschaft entwickeln zur Sicherung der agrarischen Produktion und Bereitstellung von Ökosystemleistungen
Die zusammenfassenden Analysen der Hauptbereiche im Umwelt-, Klima- und Energiebericht des Landes beruhen auf wissenschaftlichen Analysen und Erkenntnissen des Institutes für Industrielle Ökologie (St.Pölten 2024) vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG) der Agenda2030 und auf Beiträgen durch den SDG Fachbeirat des Landes. Die Analysen basieren auf der Auswertung von Indikatoren gemäß der SDG Indikatorensammlung der Bundesländer (insg. ca. 500 Indikatoren) mithilfe des Analysewerkzeuges N-CHECK-Strat – dem Analysewerkzeug des SDG Fachbeirates. Die Zeichen bei den Indikatoren Aufzählungen bedeuten: „+“ SDG konform, „-“ SDG gegenläufig oder nicht konform, „~“ indifferent, im Ö Durchschnitt liegend.
Kontakt:
NÖ Agrarbezirksbehörde
3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Haus 12
Telefon; 02742/9005-15291, Email: post.abb@noel.gv.at