Naturschutz und Biodiversität
Der Erhalt einer intakten, reichhaltigen Natur ist eines der zentralen Ziele des Naturschutzes.
Erdkröte
Quelle: © Mag. Axel Schmidt
Wesentlich dabei ist, die Bandbreite an Lebensraumtypen und deren Qualität sowie die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen zu erhalten, um die Stabilität der Ökosysteme gegenüber äußeren Einflüssen zu gewährleisten.
Doch der Biodiversitätsverlust schreitet rasant voran. Experten schätzen, dass die Geschwindigkeit des Artensterbens durch die menschliche Einflussnahme gegenüber dem natürlich bedingten Aussterbeprozess um das 100- bis 1000-fache beschleunigt wurde.
Als wichtigste Treiber für den Biodiversitätsverlust und die Veränderungen der Ökosystemleistungen sind der Habitatverlust, die Habitatzerstörung und -verschlechterung, die Ausbeutung von tierischen und pflanzlichen Ressourcen, die Einführung von gebietsfremden Arten, die Verschmutzung der Umwelt und der Klimawandel zu nennen.
Nach Messungen des Umweltbundesamtes erreichen in Österreich.
- nur 14 % aller bewerteten Lebensraumtypen einen günstigen Erhaltungszustand
- 41 % zeigen einen unzureichenden und
- 38 % einen schlechten Erhaltungszustand.
Laut der Roten Liste für ausgewählte Tiergruppen sind in Österreich
- 37 % der Säugetiere,
- 36 % der Vögel,
- 64 % der Kriechtiere und
- je 60 % der Lurche und Fische
… einer Gefährdungskategorie zugeordnet.
Gesetzgebung, Raumplanung, Schutzprogramme, nachhaltige Produktion, nachhaltiger Konsum und breite Bildungsarbeit sind u.a. erforderlich, um dieser dramatischen Fehlentwicklung entgegen zu wirken.
Gesamtbetrachtung Naturschutz und Biodiversität in Niederösterreich
Betrachtet man den Natur- und Artenschutz aus dem Blickwinkel der nationalen SDG Indikatoren, würde sich folgendes Bild ergeben (IIÖ, St. Pölten, 2024):
Naturschutz und Biodiversität Diagramm
Quelle: © IIÖ, St.Pölten 2024
Rahmenbedingungen und Systemausstattung
Die Beurteilung der Rahmenbedingungen erfolgt vor dem Hintergrund des SDG-Ziels 15, welches anstrebt, Landökosysteme zu schützen, wiederherzustellen und ihre nachhaltige Nutzung zu fördern. Dabei zeigt sich für Niederösterreich ein doch kontroverses Bild. Bei den Anteilen der verschiedenen Kulturformen an den Flächen in Niederösterreich überwiegt zu einem großen Teil konventionelle Landwirtschaft. Der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen liegt etwas unter dem Durchschnitt. Es herrscht wegen der größeren Flächen die intensive Bewirtschaftung gegenüber den extensiven Formen vor – mit entsprechend negativen Folgen für die Artenvielfalt. Dazu kommen Verluste aufgrund von Versiegelungen, Zersiedelung und Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrsachsen.
Rund ein Drittel der Landesfläche in Niederösterreich entfällt auf naturschutzrechtlich geschützte Gebiete unterschiedlicher Kategorien. Alleine 23 % fallen in die Kategorie der als „Europaschutzgebiete“ verordneten Natura 2000 Gebiete.
Die Abbildung zeigt das Geflecht der Natura 2000 – Schutzgebiete in Niederösterreich nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie.
Damit liegt Niederösterreich bei den Rahmenbedingungen knapp unter dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.
Indikatoren
+ Anteil Wildnisgebiet an Landesfläche (IUCN anerkannte Schutzgebiete der Kategorie Kat. Ia + Ib, Urwälder)
+ Anteil Biobetriebe an allen landwirtschaftlich genutzten Betrieben (Österreich an 4. Stelle 2022, Statista)
+ Anzahl Naturparks (NuPs)
+ EinwohnerInnen in NuP-Gemeinden
+ Anteil Natura 2000 Flächen an gesamter Landesfläche
– Anteil sonstige Flächen (nicht genutzt, Moor, unproduktiv) an Gesamtfläche (NÖ, Ö)
– Anzahl Naturschutzgebiete, Anteil an Ö (warum nicht NÖ?)
– Größe Naturparks (km2) Anteil an Gesamtfläche in %
– Flächen Anteil mit deutlich verändertem Landschaftsbild (knapp SDG-Gegenläufig: subjektive Einschätzung auf Basis der hohen Zersiedlung in NÖ, viele andere Bundesländer nicht so stark zersiedelt: https://boku.ac.at/universitaetsleitung/rektorat/stabsstellen/oeffentlichkeitsarbeit/themen/presseaussendungen/presseaussendungen-2024/13062024-rasanter-anstieg-der-zersiedelung-in-oesterreich-stark-zersiedelte-flaechen-haben-sich-seit-1975-verfuenffacht?)
– Anteil an Grünlandbrache und extensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen (Acker u. Grünland)
Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Maßnahmen
Das Nutzungsverhalten im Bereich des Naturschutzes und der Biodiversität umfasst verschiedene Maßnahmen zum Erhalt der Natur sowie Daten zur nachhaltigen Landwirtschaft. Niederösterreich bewegt sich hierbei nahe dem österreichischen Durchschnitt, zeigt jedoch insgesamt SDG-Ziel konforme Aktivitäten. Besonders hervorzuheben sind die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur und die geförderten Umweltprojekte, die in Niederösterreich durchschnittlich oder sogar überdurchschnittlich ausgeprägt sind. Diese Initiativen umfassen die Renaturierung von Lebensräumen und die Schaffung von Schutzzonen. Zahlreiche dieser Projekte werden durch Förderungen unterstützt, die es ermöglichen, natürliche Ökosysteme zu revitalisieren und langfristig zu schützen. Diese Bemühungen sind nicht nur entscheidend für den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Region, sondern auch für die Bewahrung von Ökosystemdienstleistungen wie sauberem Wasser, gesunder Bodenfruchtbarkeit und klimaregulierenden Funktionen.
Ein weiterer bedeutender Aspekt ist der Anteil biologisch bewirtschafteter Flächen an der Gesamtfläche der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Niederösterreich, der momentan unterdurchschnittlich ist. Dennoch zeigt sich ein deutlicher Trend zur biologischen Landwirtschaft, was darauf hinweist, dass sich immer mehr Landwirte für ökologische Anbaumethoden entscheiden. Der Anteil der Flächen, die auf ökologischen Landbau umgestellt werden, ist überdurchschnittlich hoch. Diese Entwicklungen stehen im Einklang mit den SDG-Zielen und unterstreichen die Aktivitäten Niederösterreichs für eine nachhaltige Agrarwirtschaft und den Schutz der biologischen Vielfalt.
Damit liegt Niederösterreich beim Nutzungsverhalten etwas über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.
Indikatoren
+ Maßnahmen zur “Wiederherstellung der Natur“ (Artenschutz – Förderung durch den NÖ Landschaftsfonds à https://www.noe.gv.at/noe/Landwirtschaft/Artenschutz_-_Foerderung_durch_den_NOe_Landschaftsfonds.html)
+ Anteil landwirtschaftlich genutzte Fläche in Umstellung auf biologische Bewirtschaftung
+ Anteil Biobetriebe
– Anteil biologisch bewirtschafteter Fläche an gesamter LW-Fläche (ohne Almen)
– Anteil biologischer LW
Systemqualität
Kennzahlen zum aktuellen Zustand des Naturschutzes und der Biodiversität geben u.a. Aufschluss über die Bewertung des Erhaltungszustandes der Arten und Lebensraumtypen in Niederösterreich sowie der Konformität mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). In Niederösterreich bewegt sich dies aktuell insgesamt um den österreichischen Durchschnitt.
Jedenfalls steht allen Bestrebungen des Naturschutzes die Nutzung der Flächen des Bundeslandes für die zahlreichen menschlichen Aktivitäten gegenüber. Speziell für Besiedelung und landwirtschaftliche Aktivitäten aber auch für den Verkehr wird ein maßgeblicher Anteil der Flächen verwendet: Etwa 60 % von Niederösterreich, dem flächengrößten Bundesland, sind Dauersiedlungsraum, also Gebiete die von Menschen dauerhaft bewohnt oder genutzt werden.
Hinsichtlich der Biodiversität weist Niederösterreich die größte Vielfalt an Arten und Lebensräumen aller Bundesländer auf, was die Verantwortung für deren Schutz zeigt. Ziel ist es, diese Biodiversität dauerhaft zu schützen und zu erhalten.
Für Niederösterreich liegt zudem eine überdurchschnittlich positive Bewertung des Erhaltungszustandes der Lebensraumtypen (LRT) im alpinen Raum gemäß Artikel 17 der FFH-Richtlinie vor. Auch der Zustand der Moore und Böden liegt über dem Österreichischen Durchschnitt und wird als SDG-Ziel konform eingestuft.
Damit ergibt sich für Niederösterreich bei der Systemqualität ein Wert etwa im österreichischen Durchschnitt hinsichtlich der SDG-Ziele.
Natura-2000-Gebietsnetz-in-NÖ
Quelle: © Land Niederösterreich, Abt. Naturschutz (RU5)
Indikatoren
+ Artikel 17 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Bewertung der LRT (Lebensraumtypen) alpin
+ Zustand Moore
+ Zustand des Bodens allgemein
~ Artikel 17 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Bewertung der LRT kontinental
~ Artikel 17 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Bewertung der Arten kontinental
– Artikel 17 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Bewertung der Arten alpin
– Anteil Dauersiedlungsraum in % der Gesamtfläche (NÖ, Ö)
Handlungsansätze
- Fortsetzung der Maßnahmen zur Verringerung der Bodenversiegelung und der Flächeninanspruchnahme durch Gebäude und Verkehr – Schaffen von geeigneten Raumordnungsinstrumenten
- Verstärkte Umstellung der Landwirtschaft auf Umwelt- und naturverträgliche Wirtschaftsformen – wirkt auch positiv auf die Biodiversität
- Förderung der Anlagen von „Mehrnutzenhecken“
- Ausbau und Ressourcen für das Schutzgebietsmanagement
Flächennutzung Ö, NÖ 2022
Quelle: © BEV – Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (eigene Darstellung IIÖ), 2024
Die zusammenfassenden Analysen der Hauptbereiche im Umwelt-, Klima- und Energiebericht des Landes beruhen auf wissenschaftlichen Analysen und Erkenntnissen des Institutes für Industrielle Ökologie (St.Pölten 2024) vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG) der Agenda2030 und auf Beiträgen durch den SDG Fachbeirat des Landes. Die Analysen basieren auf der Auswertung von Indikatoren gemäß der SDG Indikatorensammlung der Bundesländer (insg. ca. 500 Indikatoren) mithilfe des Analysewerkzeuges N-CHECK-Strat – dem Analysewerkzeug des SDG Fachbeirates. Die Zeichen bei den Indikatoren Aufzählungen bedeuten: „+“ SDG konform, „-“ SDG gegenläufig oder nicht konform, „~“ indifferent, im Ö Durchschnitt liegend.
Kontakt:
Amt der NÖ Landesregierung
Abteilung Naturschutz RU5
Landhausplatz 1, Haus 16, 3109 St. Pölten
E-Mail: post.ru5@noel.gv.at, Tel: 02742 / 9005 – 15237, Fax: 02742 / 9005 – 15220