Menschen im Land

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Menschen im Land

Niederösterreich ist Großteils ländlich geprägt. Die Verankerung in klein räumigen Strukturen und Traditionen schafft dabei Identität und Beziehungsräume und andere Formen von Lösungsansätzen, welche die regionalen Verhältnisse besser berücksichtigen können.

Doch der ländliche Raum ist in Bewegung. Globale Herausforderungen machen nicht Halt vor der Gemeinde- oder Regionsgrenze.

  • Demografische Bewegungen vom Land in die Stadt können u.a. Defizite im Zusammenhalt und für eine gut altersmäßig durchmischte Bevölkerung bringen.
  • Erhöhte Mobilität begünstigt die Land-Stadtmigration, ermöglicht aber auch das Arbeiten in Ballungsräumen und das Leben im Dorf. Der Ausbau von Straßen schafft Bewegungsmöglichkeiten und Durchmischung über Landes- und Staatsgrenzen hinweg. Neue Wertschöpfungsmöglichkeiten eröffnen sich, aber auch ein Vereinsamen der Alten und weniger mobilen Menschen, insbesondere Menschen mit Behinderung, und der Verlust an öffentlichen (Rückzugs-) Räumen und Landschaftsräumen sind die Folgen.
  • Neue IT-Technologien bieten neue Kommunikations- und Vernetzungswege, zeitnahes Reagieren und Lösungen finden und dadurch neue Möglichkeiten für ein Leben und Arbeiten am Land.
  • Traditionen stabilisieren manches Zusammenleben, wirken aber auch bremsend in einer sich rasant entwickelnden Welt, in der Gerechtigkeitsfragen, Fragen zur politischen Beteiligung, zum Rollenverständnis von Mann und Frau, zur Bildung und Inklusion neu verhandelt werden. Dabei nicht mitgestalten zu können und nicht zu wollen, würde eine Beeinträchtigung für ein „Sich in der Welt zurechtfinden“ und für ein „Sich einen Platz in der Welt finden“ bedeuten.

Um die Lebensqualität dauerhaft zu erhalten und zu verbessern braucht es daher bewusste Zukunftsgestaltung.

Die wahrscheinlich wichtigste Komponente im Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft sind Lösungen, die an sehr vielen verschiedenen Orten entstehen dürfen und mittels neuer technischer und sozialer Innovationen über Grenzen hinweg ausgetauscht werden. Beteiligung in seinen vielen Formen spielt hier eine zentrale Bedeutung – ebenso das Lernen wollen von anderen.

Hier können zB. Gemeinden zu „Kompetenzzentren“ nachhaltiger Beteiligung und Ortsentwicklung und zum Motor für zahlreiche lokale Initiativen werden.

 

Gesamtbetrachtung Menschen in Niederösterreich

 

Die Handlungsbereiche für ein gutes Leben am Land sind mannigfach.

Beispielhaft werden drei Bereiche herausgestellt:

  1. Wohlstand
  2. Gleichstellung und Integration
  3. Gesundheit und Sicherheit

All diese Bereiche wollen wir aus dem Blickwinkel der nationalen SDG Indikatoren betrachten (IIÖ, St.Pölten, 2024).

 

Wohlstand

 

Eine wesentliche Grundlage für den Wohlstand ist einerseits ein ausreichend hohes durchschnittliches Einkommen und andererseits eine ausreichende Kaufkraft (verfügbares Einkommen abzüglich aller regelmäßig wiederkehrenden Zahlungsverpflichtungen).

Die Situation aus dem Blickwinkel der diesbezüglichen Indikatoren im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt zeigt die folgende Abbildung.

Menschen im Land - Wohlstand - Diagramm.jpg

Menschen im Land - Wohlstand - Diagramm

Quelle: © IIÖ, St.Pölten 2024

Rahmenbedingungen und Einflüsse

In Niederösterreich liegt das Durchschnittseinkommen etwas über dem österreichischen Durchschnitt, der Anteil von Transferleistungen am Einkommen knapp darunter. Die Zahl von Stellen- und Lehrstellensuchenden ist vergleichsweise deutlich geringer als im Ö Durchschnitt (Statista 2023: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/827346/umfrage/lehrstellensuchende-und-offene-lehrstellen-in-oesterreich-nach-bundeslaendern/).

Wesentlich sind hier auch die Bedingungen für eine zufriedenstellende Wohnsituation. Niederösterreich zeigt hier einen sehr hohen Anteil an Wohnungseigentum, speziell an Einfamilienhäusern. Die Preise für Kauf oder Miete von Wohnungen, liegen in Niederösterreich unter dem Österreich Durchschnitt, nur jene für Grundstücke sind deutlich höher, vor allem im Umfeld der Städte. Generell liegen hier starke regionale Unterschiede vor. Auch die Qualität der Wohnungen ist in Niederösterreich zufriedenstellend, der Anteil der Bevölkerung mit schlechtem Wohnstandard ist geringer als im Österreich Durchschnitt (SDG Indikatorenbericht NÖ, Statistik Austria).

Damit liegt Niederösterreich bei den Rahmenbedingungen klar über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

  • Anzahl Wohnungen pro EW
  • Bevölkerung mit “sehr schlechtem Wohnstandard”
  • Wohnkosten im Mittel
  • Sicherer Zugang zu Grundeigentum
  • Freier Zugang zu Finanzinstitutionen
  • Kaufpreis für Baugrundstücke (in Euro/m²)
  • Kaufpreis Wohnungen (in Euro/m2)
  • Kaufpreis Wohnhäuser (in Euro/m2)
  • Verfügbares Jahreseinkommen pro Person
  • Stellensuchende pro 1.000 EW
  • Lehrstellensuchende pro 10.000 EW
  • Preis pro m2 Wohnung in €
  • Preis pro m2 Haus in €
  • Ausstattungskategorie A in %
  • Nettojahreseinkommen unselbständiger Erwerbstätigen
  • Transfereinkommen, Anteil am Gesamteinkommen
  • Bruttojahreseinkommen unselbständiger Erwerbstätige
  • Offene Stellen Juli 2022 pro 1.000 EW
  • Bruttostundenverdienste (exkl. Mehr- und Überstunden)

 

Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Kaufkraft

Ein wesentlicher Einfluss auf das Erleben von Wohlstand ist der finanzielle Spielraum, das Gefühl, sich etwas leisten zu können. Er hängt vom Einkommen in Relation zu den Lebenshaltungskosten ab und wird durch die Kaufkraft ausgedrückt. Im Schnitt stehen jedem Österreicher/jeder Österreicherin 2024 € 29.266.- im Jahr für Konsum, Miete und Lebenshaltungskosten zur Verfügung (Qu: STAT). Damit liegt Österreich mit den Ländern Deutschland, Belgien und Dänemark im Mittelfeld der EU, aber deutlich hinter der Schweiz und Luxemburg zurück.

Innerhalb Österreichs hatten 2021 die Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen die größte Kaufkraft. Sie liegt um rund 5 Prozent über dem Durchschnitt von Österreich, damit ist Niederösterreich Spitzenreiter unter den Bundesländern. Allerdings sind bei der Kaufkraft auch große Unterschiede vorhanden – v.a. zwischen dem „Speckgürtels“ um Wien und den Randregionen von Niederösterreich.

Zu der guten Situation dürfte auch die höhere Erwerbstätigenquote beitragen. So liegen auch die notwendigen Ausgaben für Mindestsicherung und Sozialhilfe deutlich unter dem Österreich Durchschnitt (2022).

Damit liegt Niederösterreich beim Nutzungsverhalten knapp über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

  • Erwerbsquote
  • Ausgaben der Mindestsicherung/Sozialhilfe (Euro/EW)
  • Kaufkraft
  • Projekte Dorf und Stadterneuerung
  • Agenda 21 Prozess-Gemeinden
  • Erwartete Immobilien-Preisänderungen

 

Systemqualität

Um die Zufriedenheit mit der Lebenssituation zu beschreiben, bedarf es der Einbeziehung mehrerer Faktoren. Neben dem Kostenspielraum für Ausgaben ist die Armutsgefährdung ein wesentlicher Parameter. Betrachtet man die Armutsgefährdung, so liegt Niederösterreich bei den relevanten Indikatoren besser als der Durchschnitt in Österreich. Dies betrifft alle Altersgruppen inklusive Kinder und Jugendliche. Dieser Befund wird durch eine niedrigere Arbeitslosenquote und eine hohe Erwerbstätigenquote in Niederösterreich unterstützt. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass es in diesem Themenbereich immer noch große Geschlechterunterschiede gibt. Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen sind die am stärksten armutsgefährdeten Personen.

Von den Umfeldfaktoren ist die Wohnsituation bedeutend. Hier dominiert in Niederösterreich das Eigentum, was man auch als Vorsorge gegen Altersarmut sehen kann. Weiters ist die Wohnfläche pro Kopf deutlich höher als in den anderen Bundesländern. Dies steigert zwar den Wohnkomfort, erzeugt jedoch auch Mehraufwand bei der Erhaltung und bei den Energieaufwendungen. Insgesamt liegt aber die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, sowie auch mit der Arbeitsplatzsituation über dem Durchschnitt.

 

Indikatoren

  • Anteil armutsgefährdeter Menschen EU-SILC
  • Arbeitslosenquote Mai
  • Wohnkostenüberbelastung Anteil %
  • Armutsgefährdung 65+
  • Working Poor Anteil der Erwerbstätigen
  • Armutsgefährdung von Kindern u. Jugendlichen in %
  • Armutsgefährdung vor Pension und Sozialleist.
  • Armutsgefährdung nach Sozialleistungen
  • Erhebliche materielle Deprivation
  • Arbeitslosen-Quote in % der 15- bis 74-jährigen Erwerbspersonen
  • Durchschnittliche Bezugsdauer der Mindestsicherung/Sozialhilfe 2021 (Monate)
  • Armutsrisikoquote: 50 % der Personen verfügen über weniger als … EUR 2022 (Daten jeweils für NÖ und Ö)
  • Einkommensgruppe hohes Einkommen (>=180% des Medians, Männer/Frauen)
  • Einkommensgruppe niedriges Einkommen (<60% des Medians, Männer/Frauen)
  • Wohnfläche pro Hauptwohnsitz
  • Eigentumsquote bei Hauptwohnsitzen
  • Zufriedenheit mit Wohnsituation (Skala 0-10)
  • Zufriedenheit mit Hauptbeschäftigung (Skala 0-10)
  • Privatinsolvenzen pro EW

 

Handlungsansätze

  • Aufrechterhaltung des aktuellen Wohlstands bei gleichzeitig Stärken des sozialen Zusammenhalts
  • Ausgleich von Einkommensunterschieden aufgrund des Geschlechts
  • Zugänge, Ausgleiche und Unterstützungsstrukturen schaffen für Frauen für Gemeinde- und Regions-Funktionen (zB. Bürgermeisterin)
  • Programm „Aktionsplan Finanzkompetenz“ umsetzen
  • Erhebung der Faktoren für geschlechterbezogene Armutsgefährdung
Kaufkraft-in-NÖ

Kaufkraft in Österreich 2021

Quelle: © statista, 2024

Gleichstellung und Integration

 

Wesentlich für die soziale Stabilität der Gesellschaft sind Gleichstellung und Integration. Integration wird in Zeiten globaler Migrationsbewegungen essentiell hinsichtlich gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung.

Menschen im Land - Gleichstellung und Integration - Diagramm.jpg

Menschen im Land - Gleichstellung und Integration - Diagramm

Quelle: © IIÖ, St.Pölten 2024

Systemausstattung Rahmenbedingungen und Einflüsse

Niederösterreich weist eine vergleichsweise wenig heterogene Bewohnerstruktur auf. Der Anteil Ausländer und von Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist geringer, sowie auch der Anteil von Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften. Das kann stabilisierend für die soziale Situation wirken. Vielmehr liegt es aber an der Qualität und Bereitschaft zur Inklusion und Integration, wie weit soziale Systeme gestärkt werden (siehe zB. Überalterung, Vereinsamung). Strukturen und Ansätze im Bereich Bildung, Wohnen, Gesundheitseinrichtungen sind vorhanden, müssten aber ausgebaut werden.

Für die Gleichstellung von Männern und Frauen relevant sind durchschnittlich geringere Zahlen bei Einrichtungen zur Kinderbetreuung, speziell im Kleinkindalter.

Insgesamt liegt Niederösterreich bei den Rahmenbedingungen klar über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

  • Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung (in %)
  • Bevölkerung mit Migrationshintergrund
  • Anzahl Kindertagesheimgruppen pro 1.000 EW
  • Keiner Religion, Konfession oder Glaubensgemeinschaft angehörig
  • Anteil der Bevölkerung mit ausländischem Mitglied
  • Betreuungsquote 3-5-jähriger Kinder
  • Anzahl der Gruppen in Krippen/1.000 EW
  • Betreuungsquote 0-2-jähriger Kinder

 

Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Maßnahmen

Für die Inklusion und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sind die geringere Anzahl von Einbürgerungen, die geringere Zahl von Deutschförderklassen und der geringere Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund pro beschäftigten Inländern interessant. Insgesamt ist das Verhältnis zwischen diesen Indikatoren nahe dem Durchschnitt von Österreich.

Bei der Arbeitszeit liegt die Teilzeitquote insgesamt und auch bei Frauen mit minderjährigen Kindern in Niederösterreich etwas unter dem Durchschnitt. In den letzten Jahren steigt sie sowohl bei Männern als auch bei Frauen leicht an.

Damit liegt Niederösterreich beim Nutzungsverhalten knapp über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

  • Anzahl Einbürgerungen, Anteil an Bev.
  • Entwicklung Teilzeitquote Männer
  • Entwicklung Teilzeitquote Frauen
  • Beschäftigte Ausländer pro unselbständiger Beschäftigten
  • Teilzeitquote
  • Teilzeitquote Frauen mit Kindern (<15)
  • Deutschförderklassen pro 1.000 Ausländer

 

Systemqualität und -stabilität

Wesentlich für die Gleichstellung ist der Unterschied im Bruttojahreseinkommen zwischen Männern und Frauen. Bei ganzjährig Vollzeitbeschäftigten betrug das jährliche Einkommen der Frauen in Niederösterreich im Jahr 2021 88,1 % des Einkommens der Männer. Damit liegt Niederösterreich über dem österreichischen Durchschnitt von 86,7 %. Dieser Unterschied wird als „Gender Pay Gap“ bezeichnet und beträgt in diesem Fall 11,9 % bzw. 13,3 %. Den größten Aufholbedarf hat Vorarlberg mit einem Gender Pay Gap von 22,4 %. Am besten schneidet Wien ab, hier beträgt der Gender Pay Gap lediglich 3 % (Statistik Austria 2022: https://view.officeapps.live.com/op/view.aspx?src=https%3A%2F%2Fwww.statistik.at%2Ffileadmin%2Fpages%2F333%2F9_Bruttojahreseinkommen_von_frauen_und_maennern_nach_Bundeslaender_2021_120207.ods&wdOrigin=BROWSELINK).

Für die Beschreibung der Gleichstellung kann auch der Gini-Koeffizient, ein Maß für die Unterschiede z.B. beim Einkommen, herangezogen werden. Er liegt in Niederösterreich besser als im österreichischen Durchschnitt, zeigt aber eine negative Entwicklung und nähert sich langsam dem Österreichdurchschnitt an. Bezugnehmend auf die mentale Belastung der Frauen liegt der Anteil zufriedener Mütter betreffend die Aufgabenverteilung klar niedriger als in Österreich gesamt, was klar weiteren Handlungsbedarf zeigt.

Andererseits ist auch eine große Zahl von Frauen in Führungspositionen ein gutes Zeichen für eine gelebte Gleichstellung. Hier weist Niederösterreich eine im Vergleich zu den anderen Bundesländern größere Zahl weiblicher Bürgermeisterinnen auf (auf insgesamt niedrigem Niveau). Allerdings liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte insgesamt etwas unter dem Durchschnitt, was möglicherweise durch einen höheren Anteil weiblicher Studierender zukünftig ausgeglichen werden und durch begleitende politische Maßnahmen unterstützt werden könnte.

Insgesamt liegt Niederösterreich bei der Systemqualität aber über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

  • Unterschied im Bruttojahreseinkommen zwischen Frauen und Männern 2021
  • Gender Pay Gap (Unterschied bei Bruttostundenlöhnen)
  • Anteil weiblicher Bürgermeisterinnen
  • Anteil weibl. Studierende FH
  •  GINI-Index
    • Anteil zufriedener Mütter bezüglich Aufgabenteilung innerhalb der Familie (Mental Load) in Prozent
    • Anteil weiblicher Führungskräfte

 

Handlungsansätze

  • Ausbau der Kinderbetreuung auch im Kleinkindalter zur Vermeidung langer Teilzeitphasen und von Altersarmut
  • Weitere Angleichung bei Teilzeitarbeit und Männerkarenz
  • Weitere Verringerung von Lohnunterschieden
  • Verstärkung der Aufgabenteilung im Haushalt und Kindererziehung
  • Aktive Einbeziehung von Menschen mit Behinderung um Projekte und Maßnahmen aus ihrem Blickwinkel zu prüfen (zB barrierefrei Stammtisch in Gemeinden)
  • Breites Ausrollen des Projektes „Barrierefreiheit“ durch das BhW für Gemeinden
  • Programmentwicklung „Generationenland NÖ“ – mit Prüfung/Evaluierung der Auswirkungen von Maßnahmen/Projekten im Hinblick auf eine klimafitte und diskriminierungsfreie Zukunft.

Gesundheit und Sicherheit

 

Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Gesundheit „ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ Gesundheit ist somit ein wichtiges Gut, das erhalten und gefördert werden möchte.

Wie stellt sich die Situation der Gesundheit und Sicherheit aus dem Blickwinkel von SDG Indikatoren dar? Eine Analyse des IIÖ, St.Pölten 2024.

 

Menschen im Land - Gesundheit und Sicherheit - Diagramm.jpg

Menschen im Land - Gesundheit und Sicherheit - Diagramm

Quelle: © IIÖ, St.Pölten 2024

Rahmenbedingungen und Systemausstattung

Die Rahmenbedingungen im Bereich Gesundheit und Sicherheit in Niederösterreich werden vor allem durch die Zahl der Ärzte/Ärztinnen und Exekutivbeamte/Exekutivbeamtinnen bewertet. Mit insgesamt über dem Durchschnitt liegenden Zahlen zeigt sich ein positives und SDG-Ziel konformes Bild für Niederösterreich. Das SDG-Ziel 3, welches ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern soll, wird in Niederösterreich weitgehend erfüllt.

Ein wichtiger Indikator für die Gesundheitsversorgung ist die Zahl der Allgemeinmediziner/Allgemeinmedizinerinnen pro Einwohner/Einwohnerinnen, die in Niederösterreich knapp über dem Durchschnitt liegt. Dies weist auf eine gute Verfügbarkeit der medizinischen Grundversorgung hin und zeigt, dass die Bevölkerung einen relativ guten Zugang zu ärztlicher Betreuung hat. Allerdings gibt es auch Bereiche, in denen Niederösterreich hinter dem österreichischen Durchschnitt zurückbleibt. So liegt die Ärztedichte insgesamt unter dem österreichischen Durchschnitt, was darauf hinweist, dass es in einigen spezialisierten medizinischen Bereichen möglicherweise einen Mangel an Fachpersonal gibt. Wie die folgende Abbildung zeigt, stehen in Bundesländern wie z.B. Wien und Salzburg ca. 6-7 je 1.000 Einwohner/Einwohnerinnen zur Verfügung, während es in Niederösterreich nur etwa 4-5 je 1.000 Einwohner/ Einwohnerinnen sind. Verbesserungsbedarf besteht auch bei der Zahl an Kinderschutzzentren in Niederösterreich, da diese unter dem österreichischen Durchschnitt liegt. Hier gibt es Defizite, die angegangen werden müssen, um den Schutz und die Unterstützung für Kinder in schwierigen Situationen zu verbessern. Positiv hervorzuheben ist hingegen die Zahl der Frauenhäuser in Niederösterreich, die über dem österreichischen Durchschnitt liegt.

Ein besonders positives Bild zeigt sich jedoch im Bereich der Sicherheit. Die Zahl der Polizeidienststellen in Niederösterreich liegt über dem Durchschnitt und entspricht den Anforderungen der SDG-Ziele. Dies deutet auf eine effektive Sicherheitsinfrastruktur hin und zeigt, dass die öffentliche Sicherheit in der Region gut gewährleistet ist. Ein weiterer Bereich, in dem Niederösterreich herausragt, ist die Zahl der Freiwilligen Feuerwehren. Diese liegt deutlich über dem österreichischen Durchschnitt und ist ein Indiz für eine starke und gut organisierte Feuerwehrinfrastruktur in den Gemeinden. Die hohe Anzahl an Freiwilligen Feuerwehren zeigt nicht nur die Bereitschaft der Bevölkerung zur ehrenamtlichen Unterstützung, sondern auch eine gut funktionierende organisatorische Struktur, die im Notfall schnell und effektiv reagieren kann.

Damit liegt Niederösterreich bei den Rahmenbedingungen über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

+   AllgemeinmedizinerInnen pro 100.000 EW

+   Betreuung der Geburten durch medizinisches Fachpersonal

+   Fußballvereine

+   Tennisvereine pro 1.000 EW

+   Sportstättenförderung €/EW

+   Polizeidichte – PolizistInnen pro 1.000 EW

+   Freiwillige Feuerwehren pro 1.000 EW

+   Polizeidienststellen pro 1.000 EW

+   Frauenhäuser pro 100.000 Frauen

+   EW pro PsychotherapeutInnen

+   Bruttoausgaben für Betreuungs- u. Pflegedienste pro EW

–   Kinderschutzzentren pro 100.000 EW

–   Fachärzte pro 100.000 EW

–   Zahnärzte pro 100.000 EW

–   Arztdichte je 100.000 EW

–   Plätze in stationären Betreuungs- und Pflegediensten pro 1000 EW

–   Ausgaben für mobile Pflegedienste pro EW 65+

 

Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Maßnahmen

Das Nutzungsverhalten im System der Gesundheit und Sicherheit in Niederösterreich wird unter anderem durch Gesundheitsausgaben und die sportliche Betätigung der Bevölkerung definiert. Im Vergleich zu den landesweiten Bedingungen zeigt sich in Niederösterreich ein insgesamt ausgewogenes Bild mit doch deutlichen Unterschieden bei den einzelnen Parametern. Insgesamt liegen die Werte leicht unter dem Durchschnitt.

Während die Zahl der Mitgliedschaften der niederösterreichischen Bevölkerung in Sportvereinen knapp über dem österreichischen Durchschnitt liegt, ist Niederösterreich bezüglich der regelmäßigen sportlichen Betätigung jedoch recht deutlich unter dem Durchschnitt Österreichs. Dieser Mangel an Bewegung kann sich negativ auf den gesundheitlichen Zustand der Bevölkerung auswirken und wird daher als SDG gegenläufig eingestuft.

Die Gesundheitsausgaben sind pro Einwohner/ Einwohnerinnen um ca. 15 % niedriger als der Durchschnitt für Österreich. Ein weiterer negativer Aspekt ist der geringe Anteil an Psychotherapien. Niederösterreich liegt hier deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt, was darauf hinweisen könnte, dass der Zugang zu psychologischer Unterstützung und Therapien in Niederösterreich eingeschränkt ist.

Positiv hervorzuheben ist hingegen die Anzahl der Stunden mobiler Pflegedienste in Niederösterreich, die über dem österreichischen Durchschnitt liegt. Dies zeigt, dass es eine vergleichsweise gute Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von mobilen Pflegeleistungen in der Region gibt. Diese Dienste sind besonders wichtig für die Betreuung und Unterstützung älterer und pflegebedürftiger Menschen, die auf Hilfe im Alltag angewiesen sind. Dieses Angebot entlastet zudem auch Frauen von unbezahlter Arbeit.

Dies führt beim Nutzungsverhalten von Niederösterreich insgesamt zu einem Wert knapp unter dem österreichischen Durchschnitt hinsichtlich der SDG-Ziele Erreichung.

 

Indikatoren

+   Freiwillig tätige Personen ab 15 Jahren pro 1.000 EW

+   Freiwillig Tätige durchschnittlich. Std pro Woche

+   Stunden mobiler Pflegedienste pro EW

+   5 Mal pro Woche oder häufiger Sport in %

+   Mitgliedschaften in SV Männer und Frauen in 1.000 EW

+   Feuerwehreinsätze pro 100 EW

+   Freiwillig tätige Personen ab 15 Jahren pro 1.000 EW

+   Freiwillig Tätige durchschn. Std pro Woche

+   Staatliches Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM)

+   Stunden mobiler Pflegedienste pro EW

–   regelmäßig Sport, % der Bev.

–   Körperliche Aktivitäten insgesamt in 1000 P, in %

–   Gesundheitsausgaben für ambulante Behandlungen pro EW

–   Anteil Psycho-Therapien

–   Anteil Physio-Therapeuten mit Vertrag

–   Gesundheitsausgaben pro EW

–   Ausgaben für Betreuung und Pflegedienste je EW

–   Aufklärungsquote Gesamtkriminalität

–   Anzahl Pflegegeldbezieher

–   Betreute Frauen in Frauenhäuser pro 10.000 Frauen

–   Veränderung der Geburtenbilanz

 

Systemqualität

Der aktuelle Zustand und die Systemqualität des Bereichs Gesundheit und Sicherheit in Niederösterreich ist zusammenfassend als SDG-Ziel konform einzustufen. Die SDG-Ziele 3.1 bis 3.9 sehen vor, Todesfälle unterschiedlicher Ursache zu verhindern und die allgemeine Gesundheitsversorgung für alle zu erreichen. Daten zur Sterblichkeit und Straftaten zeigen durchwegs ein recht positives Bild.

Wesentlich ist natürlich primär nicht eine hohe Betreuungsintensität, sondern ein guter Gesundheitszustand und eine hohe Zufriedenheit der Bevölkerung. Nicht viele Ärzte und Ärztinnen, sondern viele Gesunde sind das Ziel. Als Kennzahlen hierfür wurden einerseits Sterblichkeitsraten von Müttern und Neugeborenen verwendet, bei denen Niederösterreich geringfügig niedrigere Werte als der Durchschnitt aufweist. Andererseits wurde mit Größen wie der Lebenszufriedenheit und der Lebenserwartung auch die Lebensspanne betrachtet, bei denen Niederösterreich ziemlich genau im Durchschnitt liegt.

Wesentlich für traumatische Situationen und ihre Bewältigung ist auch die Selbstmordrate, sowie die Todesfälle in Folge von Lungenkrebs als Anzeichen für ungesunden Lebenswandel. Beide Werte liegen über dem Durchschnitt von Österreich, und zeigen, dass u.a. bei diesen Größen noch klares Verbesserungspotenzial vorliegt.

Während Zahlen zu angezeigten Körperverletzungen und Mordfällen unter dem österreichischen Durchschnitt liegen, ist die Aufklärungsquote für Diebstahl in Niederösterreich über dem Österreichischen Durchschnitt. Dies deutet darauf hin, dass die Sicherheitsmaßnahmen in der Region möglicherweise sehr effektiv sind, und dass die Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden gut funktioniert.

Handlungsbedarf besteht bei Sicherheitsaspekten auf Niederösterreichs Straßen. Das gut ausgebaute Straßennetz in Niederösterreich führt zu einem regen Individualverkehr, was sich in überdurchschnittlich hohen Zahlen tödlicher Verkehrsunfälle niederschlägt. Besonders relevant ist hier das SDG-Ziel 3.6, das darauf abzielt, die Zahl der Todesfälle und Verletzungen infolge von Straßenverkehrsunfällen weltweit zu halbieren. Es ist dringend notwendig, Lösungen zu finden, um solche Unfälle zunehmend zu vermeiden.

Insgesamt ergibt sich bei der Systemqualität damit eine Lage von Niederösterreich über dem österreichischen Durchschnitt in Richtung der SDG-Ziele.

 

Indikatoren

  • Lebenserwartung
  • Untergewichtige Menschen in %
  • Sterblichkeitsrate von Unter-Fünfjährigen, per 1.000 Lebendgeborene
  • Tägliche Raucher/Raucherinnen von Zigaretten, Bevölkerung 15+
  • Untergewicht bei 8-Jährigen Mädchen
  • Allgemeiner Zugang zu sexueller, reproduktiver Gesundheit
  • Lebendgeburten durch Mütter <15Jahren
  • Hygiene bedingte Todesfälle (unsauberes Wasser, Sanitäranlagen) verhindern 3.9
  • Todesfälle durch Katastrophen per 100.000 EW
  • Anzeigen mit Körperverletzung pro 1.000 EW
  • angezeigte Mordfälle pro 1.000 EW
  • Aufklärungsquote Diebstahl
  • angezeigte Nötigung pro 1.000 EW
  • angezeigte gefährliche Drohung pro 1.000 EW
  • Straftaten pro 100.000 EW
  • Anteil übergewichtiger Menschen in %
  • Adipositas in %
  • Frühzeitige Sterblichkeitsrate aufgrund von Krankheiten per 100.000 EW (30 -bis unter 70-Jährige)
  • Müttersterblichkeitsrate, per 100.000 Lebendgeborene
  • Frühzeitige Sterblichkeit aufgrund von Krankheiten des Herz- Kreislaufsystems, bösartige Neubildungen, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen, per 100.000 EW, altersstandardisiert
  • Selbstmordrate, per 100.000 EW, altersstandardisiert
  • Todesfälle in Folge von Lungenkrebs/Bronchialkarzinomen per 100.000 EW, altersstandardisiert
  • Lebendgeburten durch Mütter < 19 Jahren
  • guter bis sehr guter subjektiver Gesundheitszustand 18-64 J
  • Suizide und selbst ausgeführte Todesfälle pro 100.000 EW
  • Tödliche Verkehrsunfälle pro Mio. EW
  • Anzahl Femizide 2022 pro 1.000.000 EW

 

Handlungsansätze

  • Weitere Unterstützung und Motivation der Bevölkerung zu gesunder Lebensweise, Darstellung des Beitrags gesunder Ernährung zu einem langen und glücklichen Leben
  • Weitere Optimierung der medizinischen Versorgung in Kombination von niedergelassenen Ärzten mit ambulanter Versorgung in Spitälern
  • Verstärkte Einbindung von vorsorgenden und therapeutischen Dienstleistungen in die medizinische Versorgung inklusive Abgeltung der Leistungen über Krankenkassen
  • Verstärkte psychologische Betreuung und Suizidvorsorge, sowohl für Jugendliche als auch für Kranke im mittleren und höheren Alter
  • Weitere Steigerung des Bewusstseins der Bevölkerung für nachhaltige Produkte
  • Erweiterung der inklusiven Zugänge zu Vereinen und Organisationen

 

Ärztedichte.jpg

Ärztedichte nach Bundesländern 2022

Quelle: © Ärztekammer, 2024

 

 

Die zusammenfassenden Analysen der Hauptbereiche im Umwelt-, Klima- und Energiebericht des Landes beruhen auf wissenschaftlichen Analysen und Erkenntnissen des Institutes für Industrielle Ökologie (St.Pölten 2024) vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG) der Agenda2030 und auf Beiträgen durch den SDG Fachbeirat des Landes. Die Analysen basieren auf der Auswertung von Indikatoren gemäß der SDG Indikatorensammlung der Bundesländer (insg. ca. 500 Indikatoren) mithilfe des Analysewerkzeuges N-CHECK-Strat – dem Analysewerkzeug des SDG Fachbeirates. Die Zeichen bei den Indikatoren Aufzählungen bedeuten: „+“ SDG konform, „-“ SDG gegenläufig oder nicht konform, „~“ indifferent, im Ö Durchschnitt liegend.

Kontakt:

NÖ Gleichbehandlungsbeauftragte

Rennbahnstraße 29 (Tor zum Landhaus), Stiege B, 3. Stock, Zi. 313, 3109 St. Pölten

Email: post.gbb@noel.gv.at, Tel.: 02742/9005 – 16212, Fax: 02742/9005 – 16279

Leuchttürme
Daten

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Energie in Niederösterreich: Statusbericht 2023 (PDF, 650kB)

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NÖ Klima- und Energieprogramm 2030: Statusbericht 2023 (PDF, 2,4MB)

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SDG Indikatorenset auf Bundeslandebene NÖ (PDF)

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SDG Indikatorenset auf Bundeslandebene NÖ (CSV)

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