Raumordnung & Mobilität

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Raumordnung und Mobilität

Bei siedlungs- und infrastrukturellen Vorhaben in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Versorgung und Mobilität wird vorwiegend über Standorte und Flächen – und deren Nutzung und Zuordnung – entschieden.

Die Nutzungsansprüche nehmen zu und fordern von Bund, Ländern, Regionen und Gemeinden zukunftsfähige Lösungsstrategien.

Die hierbei notwendigen Entscheidungen über die Inanspruchnahme neuer Flächen oder die Umnutzung vorhandener Flächen haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Der Verlust naturnaher Flächen, ein erhöhter Material- und Energieverbrauch oder auch der Anstieg verkehrsbedingter Emissionen führen zu Belastungen für die Umwelt, zu Verlust an Lebens- und Erholungsraum. Mehr denn je bedarf es einer vorsorgenden, fachübergreifenden und koordinierenden Planung und Entwicklung des knappen Raumes.

 

Raumordnung

 

Niederösterreich als „Flächenbundesland“ ist mit 19.180 Quadratkilometern das größte österreichische Bundesland. 11.616 km² bzw. über 60 % davon sind als Dauersiedlungsraum anzusehen. In den letzten 50 Jahren war Niederösterreich durch eine dynamische Entwicklung geprägt. Die Bevölkerung hat um beinahe 20 % zugenommen, die Anzahl der Gebäude wurde in diesem Zeitraum verdoppelt.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist um ein Drittel gewachsen, während sich die Zahl der nicht land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsstätten beinahe verdreifacht hat. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Städte und Gemeinden in Niederösterreich waren, sind und werden auch in Zukunft ganz unterschiedlich sein. Allen gemeinsam ist, dass die Bevölkerung als Ganzes für alle Daseinsfunktionen mehr Fläche benötigt. Dieser Mehrbedarf entsteht auch dann, wenn die Bevölkerungszahl nicht zunimmt. Auch bei gleichbleibender Einwohner-/Einwohnerinnenzahl steigt die Zahl der Haushalte, und diese beanspruchen mehr Wohnfläche, was auch als Ausdruck eines wachsenden Wohlstands zu sehen ist. Aber nicht nur die beanspruchten Flächen für das Wohnen expandieren, sondern auch jene für die Freizeit, die Wirtschaft und den Verkehr.

Die gesamte Flächeninanspruchnahme in Niederösterreich im Jahr 2022 beträgt 1.630 km². Das entspricht 8,5 % der Landesfläche und 14,0 % des Dauersiedlungsraums. Dieser in Anspruch genommene Anteil setzt sich zu 34,1 % aus Verkehrsflächen, 47,0 % Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung, 10,1 % Siedlungsflächen außerhalb der Baulandwidmung, 5,5 % Freizeit- und Erholungsflächen sowie 3,3 % auf Ver- und Entsorgungsflächen zusammen.

Bei der Betrachtung der Versiegelung insgesamt zeigt sich, dass diese zu 42,2 % auf die Siedlungsfläche innerhalb und 8,1 % auf die Siedlungsfläche außerhalb der Baulandwidmung entfällt und zu 47,6 % auf die Verkehrsflächen. Freizeit- und Erholungsflächen (1,5 %) bzw. Ver- und Entsorgungsflächen (0,7 %) haben anteilsmäßig eine untergeordnete Bedeutung.

 

Gesamtbetrachtung von Raumordnung in Niederösterreich

 

Möchte man Raumplanung gesamt vor dem Hintergrund der SDG Indikatoren betrachten, ergibt sich folgendes Bild:

 

Raumordnung - Diagramm

Raumordnung - Diagramm

Quelle: © IIÖ, St.Pölten, 2024

Rahmenbedingungen und Systemausstattung

Niederösterreich ist das flächenmäßig größte Bundesland und umfasst mehr als ein Fünftel der Gesamtfläche Österreichs. Die Bevölkerungsverteilung der 1,7 Mio. Einwohner/Einwohnerinnenzahl (19 %) stellt sich – grob umrissen – wie folgt dar: höhere Einwohner/Einwohnerinnen Konzentration gibt es in der Stadtregion Wien (Umland von Wien), in den Bezirken: südliches Gänserndorf und Mistelbach, Korneuburg, Tulln, St.Pölten-Land, Mödling, Baden, Bruck, Stadt Wr. Neustadt), im Niederösterreich Zentralraum zwischen Krems und St.Pölten und entlang der sog. Westachse. Die peripheren Regionen im Norden (Waldviertel, nördliches Weinviertel) und im Süden (Alpenvorland) sind deutlich dünner besiedelt. Aufgrund der großen Landesfläche ist die Besiedlungsdichte vergleichsweise gering und die Zahl der Einfamilienhäuser sehr hoch. Diese Wohnform ist mit viel Flächeninanspruchnahme verbunden und führt zu höherer Wohnfläche pro Einwohner/Einwohnerinnenzahl.

Damit kommt auch der Erreichbarkeit der einzelnen Regionen große Bedeutung zu, die wegen der schwierigen und aufwändigen Versorgung mit öffentlichem Verkehr noch immer auf Privatverkehr mit PKWs beruht. Dementsprechend sind auch der Anteil der Verkehrs­flächen und die Länge des Straßennetzes im flächenmäßig größten Bundesland über dem Bundesschnitt.

 

Indikatoren

  • Straßennetz in km pro Fläche in km2
  • Länge der Autobahnen in km pro 100.000 EW
  • Gebäudeflächen in %
  • Verkehrsflächen in %
  • Zersiedelung – Anteil Einfamilienhäuser

 

Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Maßnahmen

Niederösterreich geht trotz einer hohen Flächeninanspruchnahme maßvoll mit dem Boden um. Die Zunahme der Flächeninanspruchnahme je Einwohner/Einwohnerinnen liegt unter dem Bundesdurchschnitt. Die Baulandfläche pro Kopf geht mittlerweile zurück und ist im Vergleich der letzten zehn Jahre um 15 Quadratmeter gesunken, obwohl die Wohnfläche pro Person im gleichen Zeitraum um zehn Prozent gestiegen ist. Entscheidend dafür ist eine strenge Raumordnung. Gleichzeitig werden aber auch die Baulandreserven abgebaut, alte Bauland-Widmungen werden genutzt statt neue auszuweisen.

Zur Verringerung der Versiegelung sind neue Fachmarktzentren verboten und neue Parkplätze bei Supermärkten eingeschränkt. Eine Beschränkung der Flächen von neuen Betriebsgebiete oder ihre interkommunale Nutzung soll Konkurrenz zwischen Nachbargemeinden um neue Betriebsgebiete vermeiden und auch eine Konkurrenz um Grundstücke und Bodenverbrauch stimulieren.

 

Indikatoren

  • Bodenverbrauch 3- Jahres-Mittel 2019-2021 in ha pro Tag pro 1000 km2 Landesfläche
  • EW pro Fläche (EW/ha)
  • Veränderung der Flächeninanspruchnahme je EW, Index seit 2010
  • Nachhaltige Raumordnung und Raumnutzung.

 

Systemqualität

Bei der Flächeninanspruchnahme liegt Niederösterreich über dem Bundesschnitt, wobei zu berücksichtigen ist, dass aufgrund der verfügbaren Flächen mehr Platz für Bauernhöfe und Betriebsgebiete aber auch Sport- und Freizeitanlagen genutzt wurde. Das Land versorgt die Stadt mit Lebensmitteln und täglichen Gütern. Allerdings weist Niederösterreich auch gemeinsam mit dem Burgenland die höchste Zahl von Einfamilienhäusern auf. Das braucht Platz und schlägt sich in den Zahlen nieder.

Andererseits zeigt Niederösterreich durch die geringere Bebauungsdichte mit 7,36 % die geringste Versiegelung des Dauersiedlungsraums. Allerdings sind pro Kopf 500 m2 versiegelt, was deutlich über dem Durchschnitt liegt. Beim Anteil der versiegelten Fläche an der gesamten Flächeninanspruchnahme liegt Niederösterreich genau im Durchschnitt, bei der Flächeninanspruchnahme bezogen auf den Dauersiedlungsraum mit 7,4% gegenüber 9,1 % in Österreich aber klar darunter.

 

Indikatoren

  • Flächeninanspruchnahme bezogen auf die Staatsfläche
  • versiegelte Fläche in m2/EW
  • Flächenversiegelung
  • Anteil versiegelte Fläche am Dauersiedlungsraum in %
  • Flächeninanspruchnahme bezogen auf den Dauersiedlungsraum
  • Anzahl Wohnungen pro EW
  • versiegelte Fläche an der gesamten Flächeninanspruchnahme

 

Handlungsansätze

  • Fortsetzung der Maßnahmen zur Verringerung der Bodenversiegelung der Flächeninanspruchnahme durch Gebäude und Verkehr
  • Strenge und restriktive Raumordnung speziell bei Neuwidmungen
  • Neue Formen der Beteiligung zur nachhaltigen Regionalentwicklung

Mobilität

 

Zur Verbesserung der Verkehrssituation, speziell der Verringerung des PKW-Verkehrs, werden seit langem zahlreiche Maßnahmen gesetzt. Dies betrifft einerseits die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und speziell die Erleichterung dessen Erreichbarkeit durch Zubringer, Sammeltaxis und P&R-Anlagen. Bei den PKW-Nutzer/Nutzerinnen wird vor allem die Umstellung auf Elektroautos gefördert, dies führte zu einer fast doppelt so hohen Anzahl von E-Autos pro 1.000 Einwohner/Einwohnerinnen gegenüber dem Durchschnitt und auch zu starken Steigerungen in den letzten Jahren.

Die aktuelle Situation bezüglich Verkehrsaufkommen, CO2 Reduktion in der Mobilität und Verringerung des Flächenverbrauchs ist nicht zufriedenstellend und wie auch auf nationaler Ebene noch weit von den Zielen im Verkehrsbereich entfernt. Allerdings liegt Niederösterreich mittlerweile trotz ungünstiger Rahmenbedingungen aufgrund der zahlreichen Aktivitäten nahe dem nationalen Durchschnitt.

 

Gesamtbetrachtung Mobilität in Niederösterreich

 

Positiv zu erwähnen sind die Initiativen und Aktivitäten zur Steigerung des alternativen Verkehrs wie der Ausbau der Fußgeher- und Radinfrastruktur, der Bedarfsverkehre (20 AST Systeme) und der NÖ Bahnen (sechs Bahnen und zwei Seilbahnen).

Mobilität Diagramm

Mobilität Diagramm

Quelle: © IIÖ, St.Pölten, 2024

Rahmenbedingungen und Systemausstattung

Aufgrund der großen Fläche in Niederösterreich und der dichten Besiedelung kommt der Erreichbarkeit der Regionen große Bedeutung zu. Die geringe Besiedelungsdichte ist auch hier ein wesentlicher Faktor, warum die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel schwierig ist. Obwohl die Länge des Schienennetzes pro Einwohner/Einwohnerinnen über dem Durchschnitt liegt, ist der Verkehr in Niederösterreich durch den PKW geprägt, was auch zu einem sehr dichten Straßennetz führt.

Auch bei der Anzahl der PKW liegt Niederösterreich über dem Durchschnitt, allerdings auch bei den Ladepunkten für E-PKWs.

 

Indikatoren

+   Schienennetz in km pro 1.000 EW

+   Ganzjährig befahrbare Straßen

+   Anzahl der öffentlichen Elektro-Normalladepunkte pro 10.000 EW

–   Anteil Straßenlänge von NÖ an gesamt in Bezug auf Fläche NÖ gesamt

–   Anzahl PKW je 1.000 EW

–   Straßennetz in km pro Fläche in km2

–   Mobilitätsangebotskilometer öffentlicher Nahverkehr pro EW

 

Nutzungsverhalten – Aktivitäten und Maßnahmen

Ein ähnlich kontroversielles Verhalten sieht man auch bei der Inanspruchnahme der PKWs. Bei den Neuzulassungen und den gefahrenen Strecken mit konventionellen PKW zeigt Niederösterreich höheren Werte gegenüber dem Durchschnitt, allerdings auch bei den verkauften Klimatickets. Die Anzahl der Neuzulassungen von E- und Hybrid PKWs liegen ebenso wie die Zahl der E-Autos und die Entwicklung des LKW-Bestandes im Durchschnitt.

 

Indikatoren

+   Anteil Ausgaben für sicheren privaten Verkehr (Straßenausrüstung)

+   Entw. des LKW-Bestands

+   verkaufte Klimatickets pro 1.000 EW

+   Nutzung des öffentlichen Verkehrs: monatlich

–   Entwicklung der Anzahl Elektroautos

–   gefahrene km mit fossilen Treibstoffen pro EW

–   Nutzung des öffentlichen Verkehrs: nie

–   Nutzung des öffentlichen Verkehrs mehrmals pro Woche

–   PKW Neuzulassungen Benzin und Diesel pro 100 EW

–   PKW Neuzulassungen Elektro und Wasserstoff

–   PKW Neuzulassungen Hybrid

 

Systemqualität

Beim bestehenden PKW-Park weist Niederösterreich eine sehr hohe Anzahl pro Einwohner/Einwohnerinnen auf, allerdings liegt auch die Zahl der E-Autos und jener mit alternativen Antrieben klar über dem Durchschnitt. Die Zahl autofreier Haushalte ist wegen der größeren Abhängigkeit vom Individualverkehr deutlich geringer, die Anzahl von LKW je Einwohner/Einwohnerinnen deutlich höher als in Österreich gesamt.

 

Indikatoren

–   Anzahl PKW je 1.000 EW

–   Anteil der autofreien Haushalte

–   Anzahl der Lastkraftwagen pro 100 EW

–   PKW-Bestand Benzin und Diesel pro EW

+   Anzahl Elektroautos je 100 EW

+   PKW mit alternativem Antrieb pro 100 EW

+   PKW-Bestand Elektro und Wasserstoff pro EW

+   PKW-Bestand Hybrid pro EW

 

Handlungsansätze

  • Regionale Mobilitätskonzepte zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV)
  • Ausbau alternativer Mobilitätsformen
  • Sammeltaxis, Mitfahrbörsen
  • Raumordnung auf öffentliche Erreichbarkeit ausrichten

 

 

Die zusammenfassenden Analysen der Hauptbereiche im Umwelt-, Klima- und Energiebericht des Landes beruhen auf wissenschaftlichen Analysen und Erkenntnissen des Institutes für Industrielle Ökologie (St.Pölten 2024) vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG) der Agenda2030 und auf Beiträgen durch den SDG Fachbeirat des Landes. Die Analysen basieren auf der Auswertung von Indikatoren gemäß der SDG Indikatorensammlung der Bundesländer (insg. ca. 500 Indikatoren) mithilfe des Analysewerkzeuges N-CHECK-Strat – dem Analysewerkzeug des SDG Fachbeirates. Die Zeichen bei den Indikatoren Aufzählungen bedeuten: „+“ SDG konform, „-“ SDG gegenläufig oder nicht konform, „~“ indifferent, im Ö Durchschnitt liegend.

Kontakt:

Amt der NÖ Landesregierung

Abteilung Raumordnung und Gesamtverkehrsangelegenheiten

Landhausplatz 1, Haus 16, 3109 St. Pölten
E-Mail: post.ru7@noel.gv.at, Tel: 02742/9005 – 14971, Fax: 02742/9005 – 14950

Leuchttürme
Daten

Downloads

PDF

Energie in Niederösterreich: Statusbericht 2023 (PDF, 650kB)

PDF

NÖ Klima- und Energieprogramm 2030: Statusbericht 2023 (PDF, 2,4MB)

PDF

SDG Indikatorenset auf Bundeslandebene NÖ (PDF)

PDF

SDG Indikatorenset auf Bundeslandebene NÖ (CSV)

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