Konsum und nachhaltige Beschaffung
In unserer Konsumgesellschaft wird der Wohlstand und die Zufriedenheit zu einem wesentlichen Teil über den Konsum erlebt.
Durch die Massenproduktion, den Welthandel und die Auslagerung von Produktionen in Billiglohnländer können wir uns immer mehr Güter zu niedrigen Preisen leisten. Diese Entwicklung katalysiert den Materialverbrauch und den Anfall von Abfällen, die wesentliche Steigerungen in den letzten Jahren aufweisen. Dies betrifft nicht nur Güter des täglichen Lebens wie Haushalt, Bekleidung, Kommunikation und Freizeit, sondern geht bis hin zu Grundnahrungsmitteln. Folgen davon sind u.a. regionale Versorgungsengpässe (z.B. Medikamente) oder Ressourcenknappheit (z.B. bei seltenen Erden; Mikrochips). Knappheit war aber immer auch ein Motor für mehr sorgsamen Umgang und auch für Innovationen. Versorgungsengpässe führen zu mehr Regionalität.
Die nachhaltige Beschaffung wirkt hier Markt ausgleichend, stärkt die Resilienz, erhöht die regionale Wertschöpfung und ist Motor für zukunftsfähige Innovationen. Bewusst einkaufen ist daher Thema sowohl im privaten als auch im öffentlichen Konsum.
Wie stellt sich die Situation des Konsums und der nachhaltigen Beschaffung aus dem Blickwinkel der nationalen SDG Indikatoren dar? Eine Analyse des IIÖ, St.Pölten 2021.
Quelle: IIÖ, St.Pölten 2021
Rahmenbedingungen und Einflüsse
Wesentliche Rahmenbedingungen des Konsums sind einerseits der finanzielle Spielraum, sich Dinge leisten zu können. Andererseits können auch Alter und Bildungsstand wesentlich bei Konsumentscheidungen sein, wobei generell Personen mit höherer Bildung und hohem Einkommen (in NÖ sind hier gute Voraussetzung gegeben) tendenziell mehr auf Nachhaltigkeit, Umwelt und Gesundheit achten. Nachhaltigkeit muss jedoch nicht immer teurer sein – oft liegt es am Bewusstsein, nachhaltiger einkaufen zu wollen. Öffentliche Bildungsarbeit und ein angepasstes Angebot durch den Handel leisten gute Vorarbeit.
Aktivitäten und Maßnahmen
Das Land NÖ vergibt jährlich Aufträge in Millionenhöhe – z.B. für den Straßenbau, den Hochbau, die Abfallwirtschaft, für die Mobilität, für Nahrungsmittel und zahlreiche weitere Produkte und Dienstleistungen.
Der Österreichische Ministerrat hat in seiner Sitzung am 23.06.2021 die neuen Nachhaltigkeitskriterien für die öffentliche Beschaffung (naBe) beschlossen und damit die wichtigste Grundlage für alle nachhaltigen öffentlichen Beschaffungen erneuert. Das Land Niederösterreich übernimmt im eigenen Zuständigkeitsbereich die naBe Kriterien und setzt mit seinem Fahrplan Nachhaltige Beschaffung und seinem Pflichtenheft für Landesgebäude (2021) weitere ambitionierte und auf das Land abgestimmte Akzente. Dies betrifft sowohl die Herkunft der Produkte, die Bedingungen der Herstellung, die Ungefährlichkeit für Mensch und Natur, sowie auch die fachgerechte Entsorgung mit einer Präferenz auf Weiterverwendung oder Verwertung.
Sämtliche Informationen über Neuentwicklungen und Grundlagen zur nachhaltigen Beschaffung bietet das vom Land Niederösterreich eingesetzte Nachhaltige Beschaffungsservice der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich.
Energie- und Umweltagentur Niederösterreich, Nachhaltiges Beschaffungsservice
Quelle: © eNu, Rainer Burger
Das Serviceangebot reicht von:
- Beschaffungshotline – die schnelle punktgenaue Auskunft unter Tel: +43 (0) 2742 22 14 45 oder beschaffungsservice@enu.at.
- Produktblätter – Praxis erprobt und mit klaren Kriterien.
- Ausschreibungsbegleitung – inhaltliche Begleitung bis hin zur systematischen NutzerInneneinbindung bei komplexen Beschaffungen.
- N:CHECK Familie – einfach handhabbare Online-Tools.
Alle Informationen und Angebote rund um die nachhaltige öffentliche Beschaffung in NÖ erfahren Sie unter www.beschaffungsservice.at.
Stabilität der Situation
115 Großküchen der NÖ Landesverwaltung mit über 10 Mio. Mittagsportionen pro Jahr kaufen deshalb nahezu 100% regional (NÖ, Ö) ein – bei einem durchschnittlichen Bioanteil von 35%. Die NÖ Landhausküche liegt sogar bei einem Bioanteil von 75%.
Die Großküchen der Landesverwaltung und der Landesgesellschaften im Mehrheitseigentum des Landes preisen seit 2018 die Herkunft und Qualität der Lebensmittel auf dem Speiseplan oder am Aushang an. Produzenten und Lieferanten werden angehalten, sich an anerkannten Qualitätsprogrammen (z.B. AMA Gütesiegel) und durch eine Mitgliedschaft bei einem anerkannten Tiergesundheitsdienst (z.B. Qualitätsgeflügelvereinigung QGV)zu beteiligen. Auf zertifizierte Futtermittel wie GMP+, pastus+ oder QS wird geachtet.
Eier, Eiprodukte, Milch und Milchprodukte müssen gentechnikfrei produziert sein, d.h. dass keine genetisch veränderten Futtermittel verwendet werden und dass während der Lebensmittelverarbeitung auf gentechnisch veränderte Organismen verzichtet wird.
Fische und Fischprodukte sollen aus regionalen Quellen stammen (z.B. 100% einheimischer Fisch in der NÖ Landhausküche) und entsprechend zertifiziert sein.
Nahrungsmittel, die nicht im Inland bzw. in einem europäischen Land mit ausreichendem ArbeitnehmerInnenschutz erzeugt werden können wie z.B. Kaffee, Schwarztee, Kakao, Bananen, müssen aus sozial fairer Produktion stammen (100% faire Produkte bei der NÖ Landhausküche).
Faire und biologische Produkte haben schon lange Einzug in den Handel gehalten –und das zu erschwinglichen Preisen. Im privaten Konsum werden mengenmäßig mehr pflanzliche Lebensmittel in Bio-Qualität eingekauft als tierische. Ein hoher Anteil von Ausgaben für langlebige Güter und für den Wohnbereich zeigen Wertbewusstsein. Dem stehen aber höhere Ausgaben für „Genussmittel“, für Verkehr (inkl. Flugverkehr) gegenüber.
mögliche Handlungsansätze
- Weiterer Ausbau der Services und der Website „NH Beschaffungsservice NÖ“
- Unterstützung einschlägiger Umsetzungsprogramme des Landes mit nachhaltigen Ausschreibungen (e-Fahrzeuge, Trinkbrunnen,..)
- aktive Beteiligung im Programm „Ö isst regional“ und Ausbau der Bioquote in öffentlichen Großküchen
Kontakt:
Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft, Landhausplatz 1, Haus 16, 3109 St. Pölten, E-Mail: post.ru3@noel.gv.at, Tel: 02742/9005 – 14352, Fax: 02742/9005 – 14350
Muck lebt den Mut zur E-Mobilität
Welchen Beitrag kann E-Mobilität in den ländlicheren Gegenden leisten ? Diese Frage zu beantworten, ist derzeit noch Pionierarbeit. Gemeinden erhalten dabei Unterstützung vom Beschaffungsservice. Was hat Bürgermeister Muck in Sierndorf nahe Stockerau aus seinen Projekten gelernt ?
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