Naturschutz und Biodiversität
Der Erhalt einer intakten, reichhaltigen Natur ist das zentrale Ziel des Naturschutzes.
Erdkröte
Quelle: © Mag. Axel Schmidt
Wesentlich dabei ist, die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen zu erhalten, um u.a. die Stabilität der Ökosysteme gegenüber äußeren Einflüssen zu gewährleisten. Doch der Biodiversitätsverlust schreitet rasant voran. ExpertInnen schätzen, dass die Geschwindigkeit des Artensterbens durch die menschliche Einflussnahme gegenüber dem natürlich bedingten Aussterbeprozess um das 100- bis 1000-fache beschleunigt wurde.
Als wichtigste Treiber für den Biodiversitätsverlust und die Veränderungen der Ökosystemleistungen sind der Lebensraumverlust, die Lebensraumzerstörung und -verschlechterung, die Ausbeutung von tierischen und pflanzlichen Ressourcen, die Einführung von gebietsfremden Arten, die Verschmutzung der Umwelt und der Klimawandel, der immer mehr an Bedeutung gewinnt, zu nennen (Umweltdachverband, 2015).
Von den 488 Biotoptypen in Österreich sind 246 gefährdet und stark gefährdet. Der Gefährdungsgrad ist bei Grünland (90 %), Mooren, Sümpfen und Quellfluren (83 %) sowie Gewässern (76 %) am höchsten. Nach dem Nationalen Bericht gemäß Artikel 17 der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie erreichen in Österreich..
- nur 18 % aller bewerteten Lebensraumtypen einen günstigen Erhaltungszustand
- 35 % zeigen einen unzureichenden und
- 44 % einen schlechten Erhaltungszustand.
Laut der Roten Liste für ausgewählte Tiergruppen sind in Österreich
- 37 % der Säugetiere,
- 36 % der Vögel,
- 64 % der Kriechtiere und
- je 60 % der Lurche und Fische
einer Gefährdungskategorie zugeordnet.
Gesetzgebung, Raumplanung, Schutzprogramme, nachhaltige Produktion, Nachhaltiger Konsum und breite Bildungsarbeit sind u.a. erforderlich, um dem Verlust an Artenvielfalt entgegen zu wirken. Bis 2030 soll in Österreich das Artensterben gestoppt werden. Das muss mit einer gesellschaftlichen Trendwende zum naturverträglichen Handeln einhergehen. Auf Bundesebene wird eine eigene “Biodiversitätsstrategie 2030” vorbereitet.
Wolle man den Natur- und Artenschutz aus dem Blickwinkel der nationalen SDG Indikatoren betrachten, würde sich folgendes Bild ergeben (IIÖ, St.Pölten, 2021):
nationale SDG Indikatoren – Naturschutz
Quelle: © IIÖ, St.Pölten 2021
Rahmenbedingungen und Einflüsse
Bei den Anteilen der verschiedenen Kulturformen an den Flächen in NÖ überwiegt die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen mit einem doch großen Anteil konventioneller Landwirtschaft. Auch wenn der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen weitgehend im Durchschnitt von Österreich liegt, herrscht doch die intensive Bewirtschaftung gegenüber den extensiven Formen vor – mit entsprechend negativen Folgen für die Artenvielfalt. Zudem kommen Verluste aufgrund von Versiegelungen, Zersiedelung und Zerschneiden von Lebensräumen durch Verkehrsachsen.
Aktivitäten und Maßnahmen
Als Aktivitäten im Sinne des Naturschutzes sind alle Maßnahmen zur Schaffung und zum Erhalt von Schutzgebieten und von Korridorstrukturen zu sehen. Hier konnte in NÖ mit Schutzgebieten bereits mit einem Anteil von 32 % an der Landesfläche ein Wert klar über dem österreichischen Durchschnitt erzielt werden. Dies ist analog auch bei den Natura 2000 Flächen mit 23 % gegenüber 16 % Österreich weit der Fall. Auch bei den 20 Naturparken macht NÖ von der Anzahl den weitaus größten Anteil aus. Bei der Installierung von Lebensraumvernetzungen, von regional übergreifenden Korridoren für Tierwanderungen, ist Niederösterreich führend. Auch das Programm für ländliche Entwicklung integriert zunehmend Biodiversitätsanliegen.
Stabilität der Situation
Allen Bestrebungen des Naturschutzes steht die Nutzung der Flächen des Bundeslandes für die zahlreichen menschlichen Aktivitäten gegenüber. Speziell für Besiedelung und wirtschaftliche Aktivitäten aber auch für den Verkehr wird ein maßgeblicher Anteil der Flächen verwendet. So hat NÖ als das flächengrößte Bundesland auch mit 36 % den größten Anteil am Dauersiedlungsraum in Österreich. Allerdings liegt NÖ bei der Flächeninanspruchnahme des Dauersiedlungsraums bei niedrigen 14,2 %. Hinsichtlich der Biodiversität weist Niederösterreich die größte Vielfalt an Arten und Lebensräumen aller Bundesländer auf. Das erhöht auch die Verantwortung für deren Schutz. Ziel ist es, im Sinne der Bundesstrategie 2030, diese Biodiversität dauerhaft zu schützen, zu verbessern bzw. zu erhalten.
Schutzgebiete in NÖ
Quelle: © NÖ Energie- und Umweltagentur
mögliche Handlungsansätze
- Fortsetzung der Maßnahmen zur Verringerung der Bodenversiegelung, der Flächeninanspruchnahme durch Gebäude und Verkehr
- Verstärkte Umstellung der Landwirtschaft auf umwelt- und naturverträgliche Wirtschaftsformen – wirkt auch positiv auf die Biodiversität
- Umsetzung der Handlungsprioritäten im NÖ Naturschutz (z.B.: NÖ Naturschutzkonzept, Konzept zum Schutz von Lebensräumen und Arten in Niederösterreich, Managementpläne der NÖ Europaschutzgebiete,…
Indikatoren
- Anteil von Grünlandbracheflächen
- Anteil nicht genutzter landwirtschaftlicher Flächen
- Flächenanteil Wald
- Flächenanteil Ackerland
- Anteil ökologischer Landwirtschaft an den landwirtschaftlich genutzten Flächen
- Natura 2000 Flächen an der gesamten Landesfläche
- Anteil Naturschutzgebiete an der gesamten Landesfläche
- Anteil der Naturparke an der gesamten Landesfläche
- Anteil der Anzahl der Naturparke in Österreich
- Anteil Dauersiedlungsraum
- Flächeninanspruchnahme des Dauersiedlungsraums
- Biodiversität – Artenvielfalt in den Bundesländern
Kontakt:
Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Naturschutz, Landhausplatz 1, Haus 16, 3109 St. Pölten, E-Mail: post.ru5@noel.gv.at, Tel: 02742 / 9005 – 15237, Fax: 02742 / 9005 – 15220
Tiermist schützt die Artenvielfalt
Gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Wacholder, Kuhschelle und Wiedehopf können nicht einfach isoliert „geschützt“ werden. In der Weinviertler Klippenzone verfolgt man deshalb einen ganzheitlichen Betreuungsansatz – und setzt stark auf Weidetiere.
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