Mehrnutzenhecken verbinden Lebensräume und schützen das Klima
Auf jedem Hektar niederösterreichischer Ackerfläche gehen pro Jahr im Durchschnitt 5,6 Tonnen fruchtbare Erde durch Wasser- und Winderosion verloren. Eine der wirkungsvollsten und zugleich einfachsten Gegenmaßnahmen dafür ist das Pflanzen von Hecken.
Gemüsebau neben Mehrnutzenhecke
Quelle: © Franz Binder, 2024
Ein Verbund von Bäumen und Sträuchern wirkt wie eine natürliche Windbremse und hilft durch Wind verursachten Bodenabtrag deutlich zu reduzieren.
Abgesehen von der Reduktion von Winderosion sind Hecken eine große Bereicherung für die Artenvielfalt. In der offenen Agrarlandschaft bieten sie zahlreichen Tieren Schutz und Nahrung und tragen damit zu einem natürlichen Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen bei.
Die beste Wirkung entfalten Hecken im Verbund, also wenn sie nicht für sich alleine stehen, sondern an andere Hecken angrenzen. Die dadurch entstehenden Heckenlandschaften werden zu wertvollen Oasen – nicht nur für Tiere, sondern auch für den Menschen.
Darüber hinaus ist die Klimawirkung durch Hecken beachtlich. Pro Hektar gepflanzte Hecke können 20–25 Tonnen CO2 im Boden und in der Biomasse gespeichert werden. Bei einem von der NÖ Agrarbezirksbehörde (ABB) errichteten Biotopverbund von 3.000 Hektar Hecken in NÖ werden jährlich 60.000–75.000 Tonnen CO2 gespeichert.
Die zugrundeliegenden Studien sind unter www.unserboden.at, unter dem Reiter „Daten“ erhältlich: „Carbon sequestration potential and fractionation in soils after conversion of cultivated land to hedgerow.“
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0016706123001787 und 2023-01__CO2-Bindung-durch-Hecken_wieviel-Klimaschutz-ist-moeglich.pdf (thuenen.de)
Mehrnutzenhecken, NÖ ABB
Quelle: © Franz Binder, NÖ ABB
Im Rahmen des EU Horizon Projekts ARCADIA, „Naturbasierte Lösungen für den Ländlichen Raum“, führt die NÖ Agrarbezirksbehörde Maßnahmen zur Unterstützung von Mehrnutzenhecken durch.
Mehrnutzenhecken haben ein breites Wirkungsspektrum, v.a. wenn sie in optimaler Weise alle 300 Meter in einem Biotopverbund mit Biodiversitätsstreifen angelegt sind. Zusätzlich zum effektiven Schutz vor Wind- und Wassererosion, werden arten- und strukturreiche Lebensräume geschaffen, in deren Schatten sich zahlreiche Nützlinge und Menschen gleichermaßen wohlfühlen. Mehrnutzenhecken erhöhen die Artenvielfalt und bieten Tieren einen Rückzugsort. Eine besondere Rolle für die Landwirtschaft spielen dabei die Bestäuber der Kulturpflanzen und die Fressfeinde von Schädlingen.
Durch die windbremsende Wirkung, die auf der windabgewandten Seite sogar in 25-facher Heckenhöhe noch signifikant messbar ist, schützen Hecken den fruchtbaren Ackerboden und in weiterer Folge auch die Lebensmittelproduktion vor Dürre und Austrocknung. Den meisten Leuten weniger bekannt ist, dass auf Versuchsstandorten im Marchfeld im Nahbereich der Hecke (bis 10 m) auch deutlich höhere Aggregatstabilität gemessen wurde als in weiterer Entfernung. Pro Hektar gepflanzte Hecke können außerdem 20 – 25 Tonnen CO2 im Boden und in der Biomasse gespeichert werden.
Aufgrund dieser vielfältigen vorteilhaften Effekte für die landwirtschaftliche Produktion und die Veränderung des Mikroklimas zum Positiven, werden Hecken und andere Strukturelemente im Zuge der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union EU-weit gefördert und sind auch Teil der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Seit dem Jahr 2023 werden Agroforstflächen wie Mehrnutzenhecken, laut dem neuen Forstgesetz nicht mehr Wald, sondern bleiben landwirtschaftliche Flächen und wurden im aktuellen ÖPUL („Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft“) aufgenommen. Damit sind wesentliche Argumente entkräftet, die Landwirte bisher davon abgehalten haben, großflächig in Hecken zu investieren.
Die Agrarbezirksbehörde plant, pflanzt, pflegt und fördert seit 1958 Hecken und ist damit ein europaweit führender Experte. In den mehr als 3.000 ha Hecken, die dank der NÖ ABB in Niederösterreich mittlerweile fest verwurzelt sind, werden jährlich 60.000 – 75.000 Tonnen CO2 gespeichert. Mögen es noch viel mehr werden für ein zukunftsfähiges Niederösterreich!
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Kontakt:
NÖ Agrarbezirksbehörde, Fachabteilung Landentwicklung
A-3100 St.Pölten, Landhausplatz 1, Haus 12
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